Die Beteiligten des Projekts „Verblendet – Schicksale sichtbar machen“ laden Euch und Sie herzlich zur Pressekonferenz am Freitag, den 09. August2024, um 14.00 an der Ecke Herbertstraße / Davidstraße ein.
Zum Hintergrund: Schicksale sichtbar machen
Jedes Jahr laufen Millionen Tourist*innen an der Herbertstraße vorbei, bleiben stehen, stellen Vermutungen an, fotografieren. Sie ist eine der bekanntesten Straßen auf St. Pauli und in ihrer Art deutschlandweit einmalig. Legendär und abgeschirmt, denn Metallblenden verhindern zu beiden Seiten die freie Sicht in die Bordellgasse.
Doppelmoral und Propaganda führten dazu, dass Hamburgs Gauleitung diese Tore 1933 aufstellte. Er entschied, die „Sünde und Schande für die Volksgemeinschaft“ hier einzugrenzen auf die Herbertstraße. Die Tore bildeten fortan eine klare Grenze zwischen der bürgerlichen und „normfalschen“ Welt.
Die hier arbeitenden Sexarbeiterinnen galten im eh schon frauenfeindlichen NS-Regime als lästige und kriminelle Erscheinungen im Straßenbild. Für viele Frauen endete die behördliche Zuordnung hinter die Sichtblenden mit dem Tod – im KZ-Neuengamme oder KZ Ravensbrück, an den Folgen einer Zwangssterilisierung oder aus Verzweiflung durch eigene Hand.
Zum Programm:
Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg Mitte, enthüllt den geprägten Messing-Bordstein mit erklärenden Worten zum Hintergrund.
Sieghard Wilm, Pastor der St. Pauli-Kirche und Projekt-Initiator, zeigt auf, warum an genau diesem Ort der menschenverachtende Umgang der Nationalsozialisten mit dem Thema Prostitution sichtbar wird.
Eva Decker, Historikerin und Expertin für St. Pauli Geschichte, gibt Einblicke in ihre wissenschaftliche Aufklärungsarbeit zu den Frauen in der Herbertstraße 1933-1945. Es geht ihr um das Andenken an eine Opfergruppe der Nationalsozialisten, die bisher sehr wenig Beachtung gefunden hat.
Julia Staron, Vorständin lebendiges Kulturerbe St. Pauli, spricht über die Bedeutung des Projekts für den Stadtteil, über sinnstiftende Wissensvermittlung für Anwohnende und Gäst*innen, sowie über das für die Finanzierung notwendige Crowdfunding.
Und danach?
Ab 14.30 laden wir Euch und Sie zum weiteren Austausch in das benachbarte Restaurant Hidden Kitchen, Friedrichstr. 1, ein. Anmeldungen, Rückfragen und Interview-Wünsche vor Ort per E-Mail an presse@kulturerbesanktpauli.net.
Fotos @Muhme Photography